„Learning for Peace“ ist ein neues Forschungsprojekt, das von Dr. Erzsebet Fanni Toth an der Fakultät für Psychotherapiewissenschaft geleitet wird. Ziel dieser von Erasmus+ geförderten internationalen Kooperation ist es, Diskurse über traumatische Erfahrungen in der Bildung zu verstehen und zu nutzen, um Konflikte in der Zukunft zu vermeiden.

Der erste Workshop mit internationalen Expert*innen aus den Bereichen Psychotherapiewissenschaft, Psychologie, Sozialwissenschaften und Geschichte fand am 23. März 2023 an der SFU Wien statt. Der Schwerpunkt dieses Meetings lag auf der Erstellung und Evaluierung von Best Practices und Projekten zur Traumaerzählung, -verarbeitung und -erziehung.

Am 14. September 2023 fand in Bratislava, Slowakei eine mehrsprachige Moderatorenplattform und -schulung statt, bei der unter Beteiligung von Pädagog*innen aus dem formellen und zivilgesellschaftlichen Bereich traumainformierte Leitlinien entwickelt wurden. Learning4Peace – Bratislava (PDF, in English)

Projektteam

 Projektleitung

Ass.-Prof. Dr. Erzsébet Fanni Tóth, M.A. ist Leiterin des Instituts für transgenerationele Traumaübertragungsforschung, Koordinatorin des englischsprachigen Doktoratsstudiums der Psychotherapiewissenschaft und Dozentin für Forschungsmethoden und Hochschuldidaktik im Internationalen Programm der Sigmund Freud PrivatUniversität in Wien. Sie studierte Psychologie und Kulturanthropologie an der Universität Utrecht in den Niederlanden, Soziologie und soziokulturelle Anthropologie an der Central European University und promovierte in Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud-Universität.
Kontakt: erzsebet.toth@sfu.ac.at

Projektmitarbeiterinnen

Ágnes Székely verfügt über einen akademischen Hintergrund in den Bereichen Unterricht, Sprache und Linguistik. Inspiriert durch ihr fächerübergreifendes Interesse an Psychologie, Soziologie und Linguistik arbeitete sie als Forscherin für das Europäische Zentrum für die Rechte der Roma und für das Ungarische Institut für Bildungsforschung und Entwicklung. Sie übersetzte mehrere literarische Romane und Sachbücher zum Thema Sozialpsychologie. Im Rahmen eines internationalen Flüchtlingshilfeprojekts beobachtete sie politische, rechtliche und organisatorische Veränderungen im Bereich Migration und Flüchtlinge. Derzeit promoviert sie in Wien über die Erfahrungen von Menschen, die sich „über Sprachen hinweg wundern“.

Nicole Chew-Helbig ist eine zertifizierte Gestaltpsychotherapeutin aus Singapur, die in Singapur praktiziert und am IGWien / Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Österreich ausgebildet wurde. Sie ist eine veröffentlichte Psychotherapieforscherin, die sich auf die Therapeutische Autoethnographie spezialisiert hat, eine Methode, die sie auf der Ebene der Promotion entwickelt und veröffentlicht hat. Seit 2019 betreibt Nicole eine Privatpraxis in der Innenstadt von Singapur. Ihr Forschungsinteresse gilt der praxisbasierten, kulturell angepassten Forschung.

Methode

Hierbei handelt sich nicht um ein klassisches Forschungsprojekt: ein wesentlicher Teil ist den sozialen Auswirkungen, der Einbindung von Interessengruppen und der Verbreitung gewidmet – also ein komplexes Forschungsdesign anstelle einer spezifischen Forschungsmethode.

Überblick Ablauf:

  • Desktop-Research
  • Einbindung von Expert*innen beim Workshop in Wien, siehe Bericht Learning for Peace – 1st Project Report (PDF, in German)
  • Entwicklung von Leitlinien für Expertenempfehlungen
  • Diskussion der Leitlinien mit Expert*innen und Stakeholdern aus dem formalen und nicht-formalen Bildungssektor der Region Mittel- und Osteuropa (Workshop in der Slowakei)
  • Formulierung von evidenzbasierten Empfehlungen, Methodik und Toolkit zur Implementierung von Oral History (Berichte über traumatische, konfliktreiche Vergangenheit) im formalen und nicht-formalen Bildungssektor (NGOs, Museen etc., die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten)
  • Während des gesamten Projekts: Zusammenarbeit mit Expert*innen, die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlichen werden

Fragestellung(en) und Hypothesen

Wir arbeiten mit folgendem komplexen Problem: trotz der Tatsache, dass Interviews mit Überlebenden von Traumata (z. B. Holocaust, Zweiter Weltkrieg, Revolutionen usw.) aufgezeichnet wurden, sind diese Interviews großteils in den Datenbanken akademischer Einrichtungen archiviert. Diese wertvolle Informationen stehen also der breiten Bevölkerung nicht zur Verfügung, die davon profitieren könnte. Die Methodik betreffend haben wir festgestellt, dass die meisten Trauma-Interviews von Historiker*innen geführt wurden, die in der Vergangenheitsforschung geschult sind, aber in der Regel nicht die möglichen verheerenden psychologischen Auswirkungen der Verbalisierung lange verdrängter Traumata erkennen.

Am Institut für transgenerationale Traumaübertragungsforschung konzentrieren uns auf verschiedene Aspekte der „Oral History“:

  • die des Interviewers (der unter sekundärer Traumatisierung leiden könnte, wenn er nicht von einem Experten für psychische Gesundheit betreut wird),
  • die der Befragten, die durch die Interviewsituation re-traumatisiert werden könnten, und
  • die Empfängerseite, d. h. die Pädagog*innen und Schüler*innen/Studierende, die Angst vor den traumatischen Berichten haben und ohne Anleitung dazu neigen, Ich-Erzählungen über die Vergangenheit zu vermeiden, was sie auch am Lehren und Lernen aus der Vergangenheit hindert.

Das allgemeine Ziel des Projekts ist es, Aufzeichnungen vergangener Konflikte in Bildungsprogramme zu integrieren, damit sich Menschen kritischer mit der Geschichte und damit mit den aktuellen populistischen, aggressiven politischen Trends auseinanderzusetzen, die in der Vergangenheit nachweislich Gesellschaften in Kriege und Wirtschaftskrisen gestürzt haben. Wir wollen Diskurse traumatischer Vergangenheit in der Bildung nutzen, um Konflikte in der Zukunft zu vermeiden. Das Ergebnis des Projekts werden daher Empfehlungen für Pädagog*innen sein, wie sie Aufzeichnungen vergangener Konflikte konkret nutzen können.

Fördergeber

 

Projektlaufzeit

1. Jan. 2023 – 31. Dez. 2023

Publikationen

Bei Interesse am Projekt wenden Sie sich bitte an Ass.-Prof. Dr. Erzsébet Fanni Tóth unter erzsebet.toth@sfu.ac.at.

#learning4peace